Hessenfeder


Vorsicht - Brieftasche schützen!


Verleger wollen sparen - dju will Tarifverträge verbessern.


Wenn Verleger eine Reform des Tarifwerks verlangen, empfiehlt es sich, die Hand schützend auf die Brieftasche zu legen. In diesem Jahr ist es wieder soweit: Zeitungs- und Zeitschriftenverleger wollen bei den Redakteurinnen und Redakteuren sparen.
Die Arbeitgeber setzen nicht nur auf niedrige Gehaltsabschlüsse, sondern wollen im Gehaltstarifvertrag erneut Verschlechterungen bei der Berufsjahreregelung durchsetzen. Reformbedürftig ist die Gehaltsstruktur in der Tat. Sowohl bei den Zeitschriften als auch bei den Zeitungen ist die Einteilung der Gehaltsgruppen an vielen Stellen überholt. Doch der verlegerische Reformwille beschränkt sich auf die Streichung der höheren Berufsjahresstufen. 1997 haben sie bei den Tageszeitungen bereits einen "Cut" durchgesetzt, durch den ein höheres Tarifgehalt bei mehr als 19 Berufsjahren nicht mehr vorgesehen ist. Bis dahin erhielten alle Tageszeitungsredakteure höhere Einkommen auch im 20. und nach dem 25. Berufsjahr (erst 89, dann 174 Mark mehr). Verblieben ist eine Auslaufregelung für die "Altfälle".
Auch in den beiden Manteltarifverträgen für Tageszeitungen und Zeitschriften finden sich für die Arbeitgeber weitere Einsparmöglichkeiten. Nach der Streichung der 35-Stunden-Woche steht eine nochmals schlechtere Arbeitszeitregelung ebenso auf der Wunschliste der Verleger wie die kostenlose zusätzliche Nutzung von Texten und Fotos im Internet und in Datenbanken.
Da wird es Zeit, den Ansprüchen der Verleger die eigenen Forderungen gegenüberzustellen. Zum Beispiel nach einem vernünftigen Tarifabschluss zur Altersteilzeit, tarifvertraglichen Qualifizierungszeiten oder einer Erhöhung der Sonntagszuschläge.
Das Gegenargument der aktuellen Anzeigenflaute zieht nicht: Zum einen handelt es sich nach dem Superjahr 2000 um eine Konsolidierung auf hohem Niveau, zum anderen werden strukturelle Veränderungen von Tarifverträgen nicht mit Blick auf das Tagesgeschäft gemacht, sondern zur Schaffung mittel- und langfristiger Planungssicherheit für beide Seiten.
Der dju-Landesvorstand ermuntert alle Kolleginnen und Kollegen, ihre eigenen Vorstellungen über die Reform der Tarifverträge in die Diskussion zu bringen. Die Hessenfeder hat herumgefragt, welche Überlegungen es bereits gibt.
dju Hessen © 10.04.2002 by dju in ver.di Hessen